Simbabwe hat von der Bodenfruchtbarkeit her gesehen optimale Voraussetzungen für die Agrarproduktion. An vielen Orten fehlt aber das Wasser. Das hat sich durch Investitionen in Wasserstauprojekte sichtbar verbessert. Was bedeutet das für die Ernährungsproblematik der Bevölkerung? Wie ist diese Frage verknüpft mit der gegenwärtigen politischen Lage?
Simbabwe galt vor der missglückten Agrarrevolution des damaligen Präsidenten Robert Mugabe als Kornkammer Afrikas. Das bezog sich nur auf die Agrarproduktion, nicht aber auf die damalige Ernährungssituation in Simbabwe. Die riesigen Exportgewinne der Farmer standen im krassen Gegensatz zur Mangelversorgung der einheimischen Bevölkerung. Die Umstrukturierung der Landwirtschaft verlief dann aber ungeordnet und lief heraus auf eine Umverteilung des Agrarreichtums auf die herrschende Clique. Diese war dann aber unfähig, das Agrarpotential zu nutzen und schon gar nicht willens, es zur Verbesserung des Lebensstandards der Bevölkerung einzusetzen. Riesige Bewirtschaftungsflächen wurden verscherbelt oder zu primitiven und unwirtschaftlichen Schrebergärten für die arme und hungernde Bevölkerung. In vielen Regionen musste die UNO Direkthilfe leisten, und zwar mit Agrarerzeugnissen, importiert aus Europa oder den USA. Die politischen Bedingungen verunmöglichten dringend notwendige Investitionen in den Agrarsektor. Von der jetzigen Regierung wurden inzwischen Korrekturen initiiert. So wurde ehemaligen enteigneten Landbesitzern allerdings eher symbolisch Abgeltung versprochen oder – mit mehr Aussicht auf Erfolg – private Benutzungsrechte z.B. für 99 Jahre angeboten.
Der jetzige Präsident von Simbabwe, Emmerson Mnangagwa, schwärmt in Twitter: “Wir erleben eine landwirtschaftliche Revolution! Wir werden einmal mehr die Kornkammer Afrikas werden. In Simbabwe wird der Ernteertrag zwischen 2020 und 2021 voraussichtlich um 199 Prozent bei der Maisernte, 128 Prozent bei der Ernte traditioneller Getreidesorten und 94 Prozent bei der Baumwollernte steigen”. Inwieweit das wahltaktische Aussagen im Zusammenhang mit dem Wahljahr 2023 sind, bleibe dahingestellt. Tatsache ist, dass bei Reisen durch Simbabwe optische Veränderungen im Landschaftsbild in den letzten Jahren auf grossen Zuwachs der Agrarfläche deuten. Die Entwicklung wird sicher beschleunigt werden infolge des Krieges in der Ukraine, da Getreidelieferungen aus Europa ausbleiben und praktisch unerschwinglich geworden sind. Eine andere Frage sind die Auswirkungen auf die Ernährungssituation in Simbabwe. Zwar sind die Preise für Grundnahrungsmittel relativ stabil, aber wegen der hohen Inflation ist die Teuerung für einen grossen Teil der Bevölkerung ein existenzielles Problem. Ob der von Parteioligarchen beherrschte Staat die Situation verbessern will und kann, wird heute von einem grossen Teil der Bevölkerung bezweifelt.
Eine Umverteilung über Lohnerhöhungen ist wegen der hohen Arbeitslosigkeit unwirksam. Subvention von Treibstoff und Lebensmitteln scheint im Moment die einzige Lösung zu sein. Ob sie gangbar ist, hängt ab von der Bereitschaft zu höheren Steuern für Reiche und Superreiche und zum Willen der Oligarchen im eigenen Land zu investieren, auch wenn die Gewinnaussichten kurzfristig kleiner sind als im Ausland. Die Aussichten dafür scheinen eher klein.
Für PfAH bedeutet das, nach wie vor alle Bestrebungen zu Hilfe für Selbsthilfe zu unterstützen.



