Die Shona-Bildhauerkunst, genannt nach dem bevölkerungsreichsten Stamm in Zimbabwe (den „Shona“ – der andere wesentliche Stamm sind die „Ndebele“ – ), ist sicherlich die bedeutendste Kunstform, die im 20. Jahrhundert aus Afrika hervorgegangen ist, nachdem die Europäer bei der Kolonisierung Afrikas und in den Jahrzehnten danach afrikanische Kunst fälschlicherweise als eher traditionell, primitiv und wenig modern apostrophiert hatten.
Steinskulpturen aus Zimbabwe sind international als moderne afrikanische Kunst und als außerordentlich beachtenswerte zeitgenössische Kunstbewegung anerkannt und in Museen und Sammlungen vieler Länder zu finden. Diese authentische afrikanische Kunstrichtung ist international bei Fachleuten und Laien gleichermaßen bekannt und außerordentlich geschätzt.
Es ist allgemein bekannt, dass afrikanische Kunst die europäische Moderne nachhaltig beeinflusst hat. Nicht nur Matisse, Klee oder Picasso bekannten ihre afrikanischen Wurzeln, sondern auch in der Bildhauerei wurde 1988 durch den „Londoner Sunday Telegraph“ auf die Frage, wer nach dem Tode Henry Moore’s wohl der bedeutendste Bildhauer sei, festgestellt, dass dafür vielleicht drei Bewerber Berücksichtigung finden könnten: Joseph Ndandarika, Sylvester Mubayi und Nicholas Mukomberanwa. Alle drei kommen aus Zimbabwe – ein klares Zeichen für die internationale Relevanz und Wertschätzung zimbabwischer Bildhauerkunst!
Seit dieser Zeit werden Shona-Skulpturen im „Museé Rodin“ in Paris, im „Völkerkunde Museum“ in Frankfurt, selbstverständlich im „Museum of Modern Art“ in New York, im „London Museum of Contemporary Art“ und in vielen anderen bedeutenden Museen der Welt als eigenständige Kunstrichtung ausgestellt. In London, Amsterdam, Sydney, auf der Biennale in Venedig und der Weltausstellung in Sevilla fanden Ausstellungen statt, die dieser beeindruckenden Kunst endgültige Weltgeltung verschafft haben.
Der Ursprung der Shona-Bildhauerei geht auf das 11. – 13. Jahrhundert zurück, wo in „Great Zimbabwe“, der bedeutendsten und wohl auch einzigen Ruinenstätte aus Stein südlich der Sahara, die ersten Funde in Form urtümlicher Vögel – heute das Wahrzeichen Zimbabwes – gemacht wurden. „Zimbabwe“ bedeutete auch ursprünglich „das Haus aus Stein“.
Ende der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts erlebte diese Bildhauerkunst im damaligen Süd-Rhodesien (seit der Unabhängigkeit 1980: Zimbabwe) eine Renaissance, als der Brite Tom Blomefield nördlich der Hauptstadt Salisbury (heute: Harare) in Tengenenge ein erstes Bildhauerkunstzentrum errichtete und in Zusammenarbeit mit Frank McEwan (später Direktor der National Art Gallery of Zimbabwe) nachhaltig förderte. Blomefield hat aus Altersgründen 2007 seine Verantwortung an andere übergeben.
Die Bildhauer arbeiten mit dem in ihrer Umgebung vorhandenen Gestein, in der Regel unterschiedliche Arten des harten Serpentin bzw. sog.“ Springstone“, getauft von einem der ersten Künstler, da der Stein so hart ist, dass Hammer und Meissel vom Stein „zurückspringen“…
Die Themen der Bildhauerei kreisen um die ewigen Fragen der Liebe, Glück, Familie, afrikanische Geister und Mythen, bzw. die sie umgebende Natur.